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Mein persönlicher CO2-Fußabdruck im Jahr 2022

29. April 2023

Wir produzieren zu viele Treibhausgase und heizen damit die Atmosphäre auf. Zu „wir“ gehöre zweifellos auch ich. Jeder sollte vor seiner Haustür kehren! Daher möchte ich meinen eigenen CO2-Fußabdruck des Jahres 2022 ermitteln. Denn Wissen ist der erste Schritt hin zum Handeln.

Im Durchschnitt hat jeder und jede Deutsche einen CO₂-Fußabdruck von 10,78 t. Der Aufbau dieses Durchschnittswertes des CO₂-Fußabdrucks wird vom Umweltbundesamt (UBA) in die folgenden Sektoren untergliedert: Wohnen, Stromerzeugung, Mobilität, Ernährung, Sonstiger Konsum, Öffentliche Emissionen. Die nachfolgende Tabelle zeigt den jeweiligen Durchschnittswert sowie den erreichbaren Wert bei einem komplett klimafreundlichen Lebensstil (also den Minimalwert):



Sektor Wohnen

Zur Berechnungsmethode schreibt das UBA: „Haustyp: Für Einfamilienhäuser wird im Vergleich zu Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern durch den hohen Anteil an Außenflächen mehr Heizenergie benötigt. Hinsichtlich der Bauemissionen hat der Bau von Mehrfamilienhäusern relativ zur Wohnfläche den geringsten CO2-Ausstoß, der Bau von Einfamilienhäusern hat den höchsten.“ Ich bewohne eine Doppelhaushälfte, aber dies kann ich nicht angeben. Also wähle ich mal Einfamilienhaus. Das schreibt mir mehr Emissionen zu, aber ich will mich ja nicht schönrechnen.

Auch beim Heizen gibt es viele Auswahlfelder, z.B. Erdgas, Heizöl, Fernwärme….. Mein Haus wird modern mit Fernwärme beheizt, wie auch alle Nachbarhäuser.

Mein Kommentar: Macht es nicht einen Unterschied, ob das Blockheizkraftwerk grünen Wasserstoff verbrennt oder Erdgas? Darauf habe ich ja keinen Einfluss…

Jedenfalls hier mein Ergebnis im Bereich Wohnen: 1,1 Tonnen CO2.


Sektor Stromerzeugung

Hier schneide ich gut ab. Denn ich habe kürzlich einen Kredit aufgenommen und eine große Investition gemacht. Für 33.000 € habe ich mir eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach und einen großen Energiespeicher in den Keller setzen lassen. Nur an zweieinhalb Monaten (November bis Mitte Januar) muss ich seitdem Strom vom Netzbetreiber kaufen, alle anderen Monate beliefere ich das Netz mit meinem selbstproduziertem Ökostrom. Mein Ergebnis: 0,2 Tonnen CO2.


Sektor Mobilität

Hier habe ich Erfahrung, denn als Wanderleiter ermittle ich schon lange den CO2-Fußabdruck von Reisen bzw. Gruppenreisen, um die umweltschonendste Variante anzubieten. Wenn ich längere Strecken verreise, sei es nun als Wanderleiter oder privat, dann fahre ich fast immer Zug. Die Kinder lieben inzwischen die Nachtzugreisen.

Zur Arbeit kann ich gut mit meinen Hybrid pendeln, dabei verbrauche ich kein Benzin. Am Arbeitsort und Zuhause wird die Batterie dann wieder aufgeladen. An der Tankstelle zum Tanken (also zum Benzinkauf) war ich insgesamt nur ungefähr zehn Mal in 2022.

Allerdings musste ich 2022 als Organisator des Cross Coaching Trekkings zwei Mal in ein Flugzeug steigen, und zwar von Stuttgart nach Tirana in Albanien (und zurück), weil ich eine Zelt- und Trekkingreise in den Albanischen Alpen geleitet habe.

Insgesamt ist mir 2022 ein mobilitätsbedingter CO2-Fußabdruck von 3,2 Tonnen entstanden.


Sektor Ernährung

Hier schneide ich nicht so gut ab, wie ich könnte. Zwar esse ich schon lange kein Fleisch oder keine Wurst mehr. Aber ich esse Fisch, was das UBA im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck genauso schädlich einstuft wie karnivores Verhalten. (Mein Kommentar: Ich will mich jetzt nicht herausrechnen, aber nach meiner Meinung müsste Fisch bei einer Betrachtung aller Treibhausgase, inklusive Methan und Lachgas, schon besser abschneiden als Fleisch).

Milchprodukte, besonders Käse, habe ich auch 2022 in großen Mengen konsumiert, so dass auf einen Ernährungs-CO2-Fußabdruck von rund 1,2 Tonnen komme.


Sektor Sonstiger Konsum

Hierzu schreibt das UBA: „Das persönliche Konsumverhalten macht einen großen Teil Ihrer CO2-Bilanz aus und ist aufgrund der vielen unbekannten Faktoren schwer zu berechnen. Bei vielen Produkten ist es kaum möglich, alle Emissionen mit einzubeziehen, die im Verlauf von Produktion, Transport, Handel und Benutzung anfallen. Deshalb schätzt der CO2-Rechner Ihr generelles Konsumverhalten. (…) Eine Vermeidung der Treibhausgase erreichen Sie durch ein bewusstes Konsumverhalten. Zusammenfassen lässt es sich mit vermeiden, teilen, reparieren, weiterverwerten, Second Hand kaufen und nur langfristige Neuanschaffungen tätigen.“

Das leuchtet mir ein. Nicht plausibel finde ich hingehen, dass mein Haushaltseinkommen (welches in einem CO2-Rechner meines Erachtens nichts verloren hat) als Schätzgröße für meinen CO2-Fußabdruck herangezogen wird.

Jedenfalls berechnet der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes für den Sektor Sonstiger Konsum für mich 2,2 Tonnen CO2.


Sektor Öffentliche Emissionen

Hier werden die Emissionen erfasst, die der oder die Einzelne nicht beeinflussen kann: öffentliche Verwaltung, Organisation des Sozialwesens, Bildungseinrichtungen, Wasserversorgung sowie Wasser- und Abfallentsorgung berücksichtigt. Diese Güter und Dienstleistungen stellt der Staat zur Verfügung und es gilt das Nicht-Ausschlussprinzip, d h. die Emissionen werden nicht größer oder kleiner durch das Verhalten eines einzelnen Individuums. Daher werden die Öffentlichen Emissionen auch allen mit einem gleichen Anteil zugerechnet: 0,84 Tonnen CO2.


Vorläufiges Ergebnis

Im Jahr 2022 war also mein persönlicher CO2-Fußabdruck insgesamt 8,74 Tonnen CO2.

(Wohnen 1,1 + Strom 0,2 + Mobilität 3,2 + Ernährung 1,2 + Sonstiger Konsum 2,2 + Öffentliche Emissionen 0,84)


Vom Brutto- zum Netto-Fußabdruck

Ich bin alles andere als glücklich mit einem Fußabdruck in dieser Höhe. Deshalb habe ich 2022 auch dafür gesorgt, dass ein (kleiner) Teil dieser fossilen Emissionen wieder komplett rückgängig gemacht wurde (Remission). Um keinen Schaden durch Emissionen anzurichten, kann man ja nicht nur deren Erzeugung vermeiden, sondern auch dafür sorgen, dass sie aus der Atmosphäre entfernt werden. Ich habe 310 kg (0,31 Tonnen) so entfernt, dass sie in mineralisierter Form wieder dorthin gekommen sind, wo sie Jahrmillionen friedlich lagerten: in der Erdkruste.


Somit betrug im Jahr 2022 also mein persönlicher CO2-Fußabdruck (netto) insgesamt 8,43 Tonnen CO2. (8,74-0,31).


Für mich ist seit meiner ersten CO2-Bilanzierung klar: Ich muss mehr vermeiden!




Abschließend noch einige Überlegungen

Bei den aufsummierten Emissionen gibt es beim Rechner des Umweltbundesamtes noch Unsicherheiten, aber den ungefähren (brutto) CO2-Fußabdruck zeigt er gut an. Und bestimmt wird dieser Rechner Jahr für Jahr weiterentwickelt und verfeinert.

Bei den Negativemissionen trägt der Rechner des Umweltbundesamtes allerdings zu einem Etikettenschwindel bei. Begrifflich wird hier nicht hinreichend zwischen Kompensationszertifikaten und Remissionszertifikaten unterschieden. Nur letztere führen wirklich zur CO2-Entnahme und -Einlagerung, also zu negativen Emissionen. Wer in einem bestimmten Jahr die durch den eigenen Lebensstil in die Atomsphäre verfrachteten CO2-Moleküle wieder aus der Atmosphäre herausholen lassen will, kann dies nicht durch Neupflanzungen von Nadelbäumen tun (die holen vielleicht zehn Jahre später die ersten nennenswerten Mengen aus der Luft), und schon gar nicht durch Kompensationszertifikate, mit denen Emissionen an anderen Orten der Welt vermieden werden sollen (damit verhindert man, dass Dritte Dreck machen, macht aber seinen eigenen Dreck nicht wieder weg).

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